14.11.2025

Der 40. Leonhardi-Ritt in Illerbeuren

Der vom Heimatdienst Illertal (HdI) veranstaltete 40. Leonhar-diritt vereinte mehr als 100 prächtig geschmückte Pferde und rund 20 edle Gespanne, sowie die drei Musikkapellen, Illerbeuren-Kornburg, Maria Steinbach und Legau. Zu dem Jubiläums-Ritt konnten heuer wieder ganz besondere Gäste begrüßt werden: Wolfgang Mayerföls aus Bad Schussenried etwa, der mit seinem prächtigen Vierspänner in seiner edlen Kutsche schon den früheren Bundespräsidenten, Richard von Weizsäcker und im vergangenen Jahr die Braunviehkönigin Isabella Almendinger gefahren hat, kutschierte heuer die amtierenden Kreisbäuerin Irmgard Maier und ihre Vorgängerin und Ehrenkreisbäuerin, Margot Walser, sowie den früheren Landwirtschaftsminister Josef Miller mit seiner Frau Elisabeth durch das Museumsdorf. Miller, ein großer Verehrer des Heiligen Leonhard, war ja quasi ein Amtskollege von ihm; nur nicht im himmlischen-, sondern Bayerischen Kabinett. Besonders freute sich der Ex-Minister, dass das historische Fuhrwerk mit dem einmalig schönen Blumenschmuck auch heuer erneut wieder ein leidenschaftlicher Pferdefreund, sozusagen der „geistige Vater des Leonhardi-Ritts mit einem pferdebegeisterten Spenderherz“, privat finan-ziert hatte, und den Frauen sogar leuchtend-bunte Blumensträuße überreichte.

Schirmherr war diesmal der Unterallgäuer Landrat Alex Eder. Auch die 195 Jahre alte Ehrenkutsche des Kreischefs, den Andreas Schneider mit seinem Gespann zog, ist eine Besonderheit: Der Landauer gehörte einst dem Erzbischof von Wien, mit der schon viele bekannte Persönlichkeiten durch Österreich gefahren wurden. Hier durften zum Jubiläum Bezirkstagspräsident Martin Sailer, Museumsleiterin Katharina Wischer und Bundestagsabgeordneter Florian Dorn, Platz nehmen. In einer, von Robert von Muggenthaler, dem HdI gestifteten Chaise aus dem 19. Jahrhundert durfte die HdI-Vorsitzende, Simone Zehnpfennig-Wörle den Jubiläumsritt miterleben. Pfarrer Plathottam fuhr im Ministranten-Wagen mit, der von zwei Kaltblütern gezogen wurde. Lautrachs Bürgermeister, Reinhard Dorn mit seiner Frau und seinen beiden kleinen Töchtern genossen ebenfalls den Leonhardiritt aus einer Kutsche heraus. Hans-Peter Buchenberg dufte mit seinem Fünfspänner die Bezirksrätinnen, Petra Beer und Johanna Hofbauer, sowie Verena Winter und den ASM-Präsidenten Franz Josef Pschierer fahren.

Seit nunmehr 25 Jahren mit dabei war die Sankt-Leonhards-Figur, die einst vom Reichholzriedener Bildhauer, Walter Konrad (+2022), geschnitzt und von der Stellvertretenden HdI-Vorsitzenden, Franziska Wacker, in edlem Schwarz und kostbarem Gold „gefasst“ wurde.

Gefahren wurde die lebensgroße Figur, die während des Jahres in der Sankt Leonhardskapelle im Freilichtmuseum thront und hauptsächlich aus Spenden der HdI-Mitglieder finanziert wurde, von Lena Ulrich (Schwabmünchen). Die Landwirtsfamilie Weiß aus Oberbinnwang hatte dem HdI einst einen Wagen zur Verfügung gestellt, den der Verein jedes Jahr besonders edel als Festwagen für die legendäre Heiligenfigur – Schutzpatron der Gefangenen; Pferde und dem Vieh – schmückt.

Den Leonhardiritt Ins Leben gerufen hatten einst Museums-gründer Herman Zeller, Franziska Wacker und der damalige Pfarrer Benedikt Laib: Dies war im Jahr 1980, wo auch die Sankt-Leonhards-Kapelle im damals noch „Bauernhofmuseum Illerbeuren“ genannten Areal erbaut und eingeweiht wurde. Der Umzug wurde durch den Experten Klaus Schumacher moderiert. Er erläuterte am Dorfplatz die Besonderheiten der Pferde, des kostbaren Geschirrs, der edlen Kutschen, der aufwändig gestalteten Sättel und der hohen Reitkunst. Etwa bei der Blutreitergruppe Altmannshofen, die bereits seit 1985 in Illerbeuren mit dabei ist und heuer mit 15 prächtigen Pferden vertreten war.

Zum Abschuss des Leonhardiritts wurden nach einer würdigen Andacht die Pferde, Gespanne. und Reiter von Pfarrer Soni Abraham Plathottam gesegnet und mit reichlich Weihwasser besprengt.

Aus der Satzung des Zweckverbandes Schwäbisches Freilichtmuseum Illerbeuren und auch der Satzung des Heimatdienstes, ergibt sich laut der HdI-Vorsitzenden, Simone Zehnpfennig-Wörle, der klare Auftrag, der da heißt: „Bewahrung der immateriellen ländlichen Alltagskultur und des Brauchtums!“ Daher sei es dem HdI ein Anliegen, auch künftig den Leonhardi-Ritt durchzuführen. Der Ritt von Illerbeuren sei nämlich vielschichtiger, als in anderen Orten: In Illerbeuren wurde nämlich eigens die Kapelle Hettisried originalgetreu im Museum nachgebaut, um einen Platz für kirchliches Brauchtum innerhalb des Museums zu schaffen. So wurde die Grundlage für den Leonhardi-Ritt geschaffen, zumal das Museum auch eigene Tiere an-schaffte, wie zuletzt etwa Max und Moritz, (Süddeutsche Kalt-blut-Pferde) die aber heuer mit einem hohen Alter das Zeitliche gesegnet haben.

Schirmherr Alex Eder unterstrich angesichts der vielen geschmückten Pferde und der wunderbaren Harmonie zwischen Mensch und Tier die große Bedeutung des Viehs für die Menschheit: „Man kann sich gar nicht vorstellen, wie wir Menschen wohl leben würden, wenn wir in der Vergangenheit nicht irgendwann mal angefangen hätten, die Fähigkeit der Tiere zu Nutze zu machen!“

Zehnpfennig-Wörle zeigte sich sehr dankbar, dass die Teilnehmer mit Ross und Reiter mit großem Aufwand so viele Mühen auf sich genommen hatten und damit die große Verbundenheit für dieses Brauchtum zeigen.

Der Ortsgeistliche gab zu bedenken: „Der liebe Gott hat uns alles geschenkt, die Tiere, die Pflanzen, die schöne Natur, und dass wir in Freude und Frieden leben dürfen!“ Gott wolle, das alle in Harmonie und im Einklang mit den Tieren und Menschen leben. Den Menschen sei der Heilige Leonhard „als Patron gegeben, dass wir glücklich werden!“

Eine ergreifend-feierliche Klangkulisse präsentierten die drei Musikkapellen beim gemeinsam gespielten „Lobet den Herren!“ Und sogar die vielen Pferde, die zum Abschluss um die Sankt Leonhardskapelle versammelt waren, spitzten dabei ehrfürchtig ihre Ohren.

Text: Franz Kustermann

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